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agrarischen Erzeugern der Exportlander und insbesondere audi von den Exportpramien zahlenden Regierungen dieser Lander umsonst ernahrt. DaB dieser Zustand nicht dauernd so bleiben wird, liegt auf der Hand. Eine phantastische Illusion aber ware es, wenn man annehmen wollte, daB über dieses Marktvolumen hinaus noch ein 65-Millionen-Volk wie das deutsche sich umsonst ernahren lassen könnte, und zwar nicht nur für den Augenblick, sondern auf langere Sicht. Es gibt in der ganzen Welt keine agrarisciien Produktions-gebiete, deren arbeitende Bevölkerung bereit ware, das deutsche Volk zu Preisen in der Höhe der heutigen Weltpreise, d. h. im wesent-lichen umsonst zu ernahren, und infolgedessen ist jede Politik, welche die eigene Ernahrungsbasis der deutschen Bevölkerung, nam-lich die deutsche Landwirtschaft, einigermaBen lebensfahig erhalt, gleichzeitig auch die beste Verbrauchspolitik." Die Besonderheit der landwirtschaftlichen Preisbildung ist nidit nur natural, sondern vor allem auch soziologisch begründet. Bis zu den Bauernbefreiungen, die wenigstens dem GroBbauerntum den unmittelbaren Zugang zu den gröBeren Absa^markten der Landware orschlossen, ist die europaische Landwirtschaft durch das Feudal-system bestimmt gewesen, dessen Zweistöckigkeit im Vergleich zum modernen industriellen Lohnarbeitsverhaltnis den Trager der aus-führenden Arbeit zugleich wirtschaftlich unabhangiger und sozial abhangiger stelle. Diese soziale Abhangigkeit, die heute noch der auBereuropaische Bauer meint, wenn er seinerseits gegen die Be-zeichnung „peasant" Einspruch erhebt, muBte den Erzeuger der Landware auch bei selbstandiger Vermarktung von vornherein zum mindergeachteten und auch objektiv minder „machtigen", das heiBt kenntnisreichen und geschickten Tauschpartner gegenüber nidit agraren Wirtschaftsgruppen machen, wahrend die relative wirt-sdiaftlidie Unabhangigkeit, das heiBt Besi^ und Leitung einer Eigenwirtsdiaft neben der Einordnung in die Herrenwirtsdiaft, in den meisten Fallen die Schwache dieser Marktstellung nodi er-höhte, statt sie zu vermindern. Daran muB immer gedacht werden, wenn, auch in markt- und preispolitischen Auseinanderse^ungen, von der traditionsgebundenen Wirtschaftshaltung des Bauern die Rede ist. Sie ist zwar zunachst allgemein das Ergebnis einer jahrhunderte-lang stationaren, „vorkapitalistischen" Wirtschaftsführung- aber doch audi der besonderen Gestaltung und Verfestigung, die diese Wirt-sdiaftsführung durch die grund- und gutsherrschaftliche Abhangigkeit erlitt. 130
Beschrijving voorwerp
Titel | Der gerechte Preis |
Volledige titel | Der gerechte Preis |
Jaartal | 1940 |
Collectienaam | NIVRA Limperg, UBVU gedigitaliseerd |
PPN | 344464881 |
Toegangsgegevens (URL) | http://imagebase.ubvu.vu.nl/getobj.php?ppn=344464881 |
Signatuur origineel | LIMPERG038 |
Evaluatie |
Beschrijving
Titel | LIMPERG038_00132 |
Transcript | agrarischen Erzeugern der Exportlander und insbesondere audi von den Exportpramien zahlenden Regierungen dieser Lander umsonst ernahrt. DaB dieser Zustand nicht dauernd so bleiben wird, liegt auf der Hand. Eine phantastische Illusion aber ware es, wenn man annehmen wollte, daB über dieses Marktvolumen hinaus noch ein 65-Millionen-Volk wie das deutsche sich umsonst ernahren lassen könnte, und zwar nicht nur für den Augenblick, sondern auf langere Sicht. Es gibt in der ganzen Welt keine agrarisciien Produktions-gebiete, deren arbeitende Bevölkerung bereit ware, das deutsche Volk zu Preisen in der Höhe der heutigen Weltpreise, d. h. im wesent-lichen umsonst zu ernahren, und infolgedessen ist jede Politik, welche die eigene Ernahrungsbasis der deutschen Bevölkerung, nam-lich die deutsche Landwirtschaft, einigermaBen lebensfahig erhalt, gleichzeitig auch die beste Verbrauchspolitik." Die Besonderheit der landwirtschaftlichen Preisbildung ist nidit nur natural, sondern vor allem auch soziologisch begründet. Bis zu den Bauernbefreiungen, die wenigstens dem GroBbauerntum den unmittelbaren Zugang zu den gröBeren Absa^markten der Landware orschlossen, ist die europaische Landwirtschaft durch das Feudal-system bestimmt gewesen, dessen Zweistöckigkeit im Vergleich zum modernen industriellen Lohnarbeitsverhaltnis den Trager der aus-führenden Arbeit zugleich wirtschaftlich unabhangiger und sozial abhangiger stelle. Diese soziale Abhangigkeit, die heute noch der auBereuropaische Bauer meint, wenn er seinerseits gegen die Be-zeichnung „peasant" Einspruch erhebt, muBte den Erzeuger der Landware auch bei selbstandiger Vermarktung von vornherein zum mindergeachteten und auch objektiv minder „machtigen", das heiBt kenntnisreichen und geschickten Tauschpartner gegenüber nidit agraren Wirtschaftsgruppen machen, wahrend die relative wirt-sdiaftlidie Unabhangigkeit, das heiBt Besi^ und Leitung einer Eigenwirtsdiaft neben der Einordnung in die Herrenwirtsdiaft, in den meisten Fallen die Schwache dieser Marktstellung nodi er-höhte, statt sie zu vermindern. Daran muB immer gedacht werden, wenn, auch in markt- und preispolitischen Auseinanderse^ungen, von der traditionsgebundenen Wirtschaftshaltung des Bauern die Rede ist. Sie ist zwar zunachst allgemein das Ergebnis einer jahrhunderte-lang stationaren, „vorkapitalistischen" Wirtschaftsführung- aber doch audi der besonderen Gestaltung und Verfestigung, die diese Wirt-sdiaftsführung durch die grund- und gutsherrschaftliche Abhangigkeit erlitt. 130 |
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